Geschichte & Wappen
Erfahren Sie hier alles über die Geschichte und das Wappen unserer Gemeinde.
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Güntersleben historisch
Der frühere Bürgermeister der Gemeinde Güntersleben, Dr. Josef Ziegler, hat im Jahr 2013 zur 900-Jahr Feier (Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung) eine Ortschronik erstellt. Die Beschäftigung mit der Ortsgeschichte ist nicht nur für ihn eine fortwährende und nie endende Entdeckungsreise. Deshalb hat er als ehrenamtlicher Archivar eine Website erstellt, die sich mit Geschichte und Geschichten aus Güntersleben beschäftigt und die fortlaufend ergänzt und ausgebaut wird.
Tauchen Sie ein in die Vergangenheit der Gemeinde Güntersleben und lassen Sie sich mitnehmen, hin zu einer Vielzahl von historischen Themen aus unserem schönen Ort.
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Güntersleben früher
Güntersleben tritt mit der ersten urkundlichen Erwähnung 1113 in das Licht der Geschichte. Tatsächlich dürfte der Ort wesentlich älter sein. Ortschaften mit dem Namensbestandteil „-leben” gelten als Ansiedlungen der Thüringer, die im 5. bis 6. Jahrhundert n. Chr. ihr Herrschaftsgebiet von ihrem Zentrum Erfurt aus bis in unsere Gegend nach Süden ausgedehnt haben.
Die Zeugnisse über die geschichtliche Entwicklung Günterslebens sind spärlich. Im Jahre 1345 wird der bisherige Filialort von Veitshöchheim zu einer selbständigen Pfarrei erhoben. In der entsprechenden Urkunde wird bereits St. Maternus als einer der Kirchenpatrone genannt. Dies ist bemerkenswert, weil Maternus, der erste nachgewiesene Bischof und einer der Stadtheiligen von Köln, in unserer Gegend sonst unbekannt ist. Wie die Kunde über ihn gerade nach Güntersleben kam, ist nicht überliefert. Güntersleben wurde dadurch, jedenfalls in der Folgezeit, zum Mittelpunkt einer zumindest vorübergehend recht bedeutenden Wallfahrt. Sie verhalf dem bis dahin unscheinbaren Ort wohl zu einer gewissen Blütezeit. So berichtet die Ratschronik der Stadt Würzburg von einem Wallgang „gen Gundersleben zu s. Matern” am 15. September 1490 mit 2500 Pilgern – eine fast unvorstellbare Zahl für das kleine Dorf mit wenigen Hunderten Einwohnern.
Im Jahre 1510 wurde Güntersleben von einem verheerenden Brand heimgesucht. Wohl spätestens seit dieser Zeit verlagerte sich die Bebauung vom Dürrbach, der oft Überschwemmungen mit sich brachte, auf den westlich ansteigenden Hang zur Kirche hinauf. 1611 war ein weiteres Unglücksjahr für das Dorf. Die Pest raffte 141 Menschen und damit mehr als ein Viertel der Bewohner dahin.
Das Jahr 1802 brachte für Güntersleben, das inzwischen knapp 700 Bewohner zählte, einen entscheidenden Einschnitt. Im Zuge der Säkularisation wurde das Benediktinerkloster St. Stephan in Würzburg aufgelöst. Es hatte seit Gründung der Pfarrei die Pfarrstelle versorgt und dafür das Zehntrecht in Güntersleben. Damit endete das rund 700-jährige Wirken des Klosters in Güntersleben, das die Entwicklung des Dorfes wesentlich beeinflusst hat.
Von den Zeugnissen, die an Günterslebens Vergangenheit erinnern, ist zuerst die Kirche zu nennen. Viele Jahrhunderte haben an ihr gebaut. Die Untergeschosse des Kirchturms im romanischen Baustil dürften um 1200 entstanden sein. Aus der Zeit um 1400 ist neben dem Mittelportal mit den sehenswerten Bildmedaillons über der Türe vor allem der gotische Chorraum mit dem massiven Kreuzrippengewölbe erhalten. Die für eine Dorfkirche recht stattliche Anlage konnte kaum allein für die wenigen Einwohner bestimmt gewesen sein, sondern war wohl in erster Linie auf die Erfordernisse der damaligen Wallfahrt ausgerichtet worden. 1602 wurde der Kirchturm in der seinerzeit üblichen, nach Fürstbischof Julius Echter, benannten Bauform auf die heutige Höhe gebracht. Um 1750 wurde die Maternuskapelle angebaut. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden wertvollen Barockaltäre in der Kirche, der eine von Johann Peter Wagner, der andere aus der Werkstatt von Auwera. 1902 wurde das Langhaus der Kirche weitgehend abgebrochen und in größerer Form neu erstellt. Mit einer letzten Erweiterung im Jahr 1953 erhielt die Kirche ihre endgültige Gestalt. Sie birgt in ihrem Innern neben ihrer weitgehend neugotischen Ausstattung aus den Anfängen dieses Jahrhunderts auch das älteste erhaltene Kunstwerk Günterslebens. Es ist die in Stein gehauene Figur der lächelnden Madonna mit dem lutschenden Kind aus der Zeit um 1370.
Um die Kirche gruppieren sich die ältesten Gebäude der Gemeinde, deren Entstehungszeit näher datiert werden kann. Das Torhaus, durch das man vom Dorf über die große Treppenanlage auf den Kirchplatz gelangt, wurde 1638 als Schulhaus und Wohnung für den Mesner und Lehrer gebaut. Von 1840 bis 1978 war es das Rathaus der Gemeinde. Nach einer Renovierung ist es heute das Heim der Arbeiterwohlfahrt. Das östlich angrenzende Pfarrhaus wurde 1688 durch das Kloster gebaut. Das heutige Kolpinghaus und Pfarrheim, das den Kirchplatz nach Westen abschließt, war seiner ursprünglichen Zweckbestimmung nach von 1838 bis 1951 das Schulhaus der Gemeinde.
Im Untergeschoss des Gebäudes links vom Aufgang zur Kirche befand sich bis etwa 1900 die Gemeindeschmiede. Das Gebäude darüber hatte die Gemeinde 1731 als ihr erstes Rathaus gebaut. Nachdem die Verwaltung 1840 in die frei gewordene alte Schule umgezogen war, ging das Haus zunächst in Privateigentum und später in Kirchenbesitz über. Seit dort gegen 1930 eine Wohnung für einen älteren Geistlichen eingerichtet war, trägt es im Volksmund auch den Namen „Frühmesnerhaus”.
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Güntersleben heute
Bis in die jüngere Vergangenheit entspricht die Entwicklung Günterslebens der eines Dorfes, das seinen überwiegend von der Landwirtschaft lebenden Bewohnern nur ein bescheidenes Auskommen bieten konnte und eher abseits des Geschehens lag. Die eigenen Kräfte waren begrenzt, auch von außen interessierte sich kaum jemand für das Dorf. Bis 1939 war die Einwohnerzahl auf gerade 1500 angewachsen.
Erstmals brachten die Auswirkungen des 2. Weltkrieges mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Evakuierten, die sich hier sesshaft machten, größere Veränderungen. Die Einwohnerzahl stieg nach dem Krieg auf knapp 2000. Für das Dorf, in dem bis dahin die Menschen durch Herkunft, Abstammung und gleiche Religion eng miteinander verbunden waren, war dies eine neue Situation.
Fast schien es, als wäre damit für die fernere Zukunft der äußere Rahmen von Güntersleben vorgegeben, denn bis etwa 1965 blieb die Einwohnerzahl praktisch unverändert auf dem gleichen Stand. Die Bevölkerungsbewegung hielt sich in engen Grenzen. Dann allerdings setzte eine bis heute fortdauernde Entwicklung ein, die unter völlig veränderten Vorzeichen steht: Als Gemeinde im Vorfeld der Großstadt Würzburg spürte die Gemeinde die damals verstärkt einsetzende sogenannte Stadtflucht. Durch die Anbindung an das Nahverkehrsnetz von Würzburg und die private Motorisierung schmolzen die Entfernungen zusammen. Die gleichzeitig in Güntersleben durchgeführte Flurbereinigung schaffte große Baulandreserven. Dies eröffnete seither vielen die Möglichkeit, auf dem Land zu leben und gleichzeitig in der nahen Stadt zur Arbeit zu gehen, die Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken und all die weiteren Angebote zu nutzen, die die Großstadt vor der Haustüre zu bieten hat. Folge davon ist ein ständig gestiegener Zuzug von außen nach Güntersleben, der bis heute zu mehr als einer Verdoppelung der Einwohnerzahl auf inzwischen über 4400 Bewohner geführt hat.
Von einem früher landwirtschaftlich geprägten Dorf ist Güntersleben zu einer Wohngemeinde geworden, deren Bewohner beruflich ganz überwiegend nach Würzburg ausgerichtet sind. Die fast 1000 Hektar große landwirtschaftliche Nutzfläche wird heute nur noch von einem hauptberuflich geführten Betriebe und einigen Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet. An Bedeutung gewonnen hat in den letzten Jahren wieder der Weinbau mit heute etwa 17 ha Rebfläche. Für die etwa drei Dutzend Winzer ist dies aber auch lediglich Zu- oder Nebenerwerb.
Güntersleben ist heute eine typische Pendlergemeinde. Da am Ort selbst nicht so viele Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, verlassen täglich mehr als 1500 Berufstätige die Gemeinde, um bevorzugt in Würzburg in Handwerks- und Industriebetrieben, im privaten Dienstleistungsgewerbe oder in den verschiedenen Bereichen des öffentlichen Dienstes ihrem Erwerb nachzugehen. Dazu kommen noch etwa 325 Schüler weiterführender Schulen und Auszubildende, die ihre Ausbildungsstätten in Würzburg aufsuchen.
Neben der inneren Struktur hat sich auch das äußere Erscheinungsbild von Güntersleben durch die rege private und öffentliche Bautätigkeit verändert. Mit den Neubaugebieten hat sich der Ort aus dem Talkessel heraus auf die umliegenden Hänge ausgedehnt. Wenn dabei gleichwohl der Dorfcharakter weitgehend erhalten blieb, so ist das in erster Linie darauf zurückzuführen, dass eine allzu dichte Bebauung vermieden und eine dem vorhandenen Baubestand angepasste Siedlungsform gewahrt wurden. Der vorherrschende Bautyp auch in den Neubaugebieten ist das Eigenheim als Ein- und Zweifamilienhaus. Mehrfamilienhäuser sind selten, große vielstöckige Wohnblocks gibt es nicht.
Güntersleben verfügt heute im wesentlichen über alle Einrichtungen der Infrastruktur, die von den Bewohnern einer Gemeinde dieser Größe erwartet werden dürfen. Als eine der ersten in Bayern baute die Gemeinde schon 1950/1951 eine neue Schule, die nach zweimaliger Erweiterung heute als Grundschule bis zur 4. Jahrgangsstufe geführt wird. Die höheren Klassen der Hauptschule sind seit 1969 in die Verbandsschule nach Veitshöchheim verlagert. Durch zwei gemeindliche Kindergärten — der eine 1954 gebaut und inzwischen mehrmals erweitert, der andere 1994 in Betrieb genommen — ist für jedes Kind ab dem 3. Lebensjahr ein Betreuungsplatz garantiert. 1970 wurde mit dem Bau der großzügigen Sportanlage begonnen, bestehend aus Freisportplätzen mit 400 m — Bahn, der Sporthalle mit Vereinsheim und Tennishallen und -freiplätzen. Neben weiterer Einrichtungen steht den Vereinen für ihre Veranstaltungen die 1971 gebaute und 1984 umgestaltete Festhalle der Gemeinde zur Verfügung. Weiterhin gibt es ein gut ausgebautes Pfarrzentrum mit dem 1981/1982 erneuertem Kolpinghaus. Die Feuerwehr konnte 1983 ein Gebäude mit den erforderlichen Geräte- und Schulungsräumen in Dienst nehmen. Da auch hier der Platz nicht mehr ausreichte, wurde 2002 eine neues Gebäude gegenüber errichtet. Schließlich verfügt auch die Gemeindeverwaltung selbst seit 1978 mit dem neuen Rathaus über angemessene Arbeitsräume. Anfang des Jahres 1997 wurde der Umbau des früheren landwirtschaftlichen Lagerhauses abgeschlossen. Seit dieser Zeit hat die Gemeinde einen weiteren kulturellen Mittelpunkt mit einer öffentlichen Bücherei, einem Jugendtreff und Räumen für Vereine, Volkshochschule, Chöre und Musik.
Mit der Einweihung eines neuen Bauhofes am Mühlweg im Jahr 2005 wurde auch für die Mitarbeiter des Bauhofes die Grundlagen für gute Arbeitsbedingungen für die nächsten Jahrzehnte geschaffen.
Im Sommer 2007 konnte die Gemeinde ihren Freizeitwert erheblich steigern. Mit dem Dürrbachpark am Sportgelände wurde ein Areal geschaffen, welches die Bürger zum Verweilen unter dem Motto Wasser_erLeben einlädt. Ein großer Kinder- und Wasserspielplatz, ein Beachvolleyballplatz und die Minigolfanlage mit Biergarten ergänzen das Angebot.
Für eine Gemeinde in der Größenordnung Günterslebens, in der auch eine hohe Fluktuation von Zu- und Wegzügen gegeben ist und in der ein großer Teil der Bevölkerung seiner beruflichen Tätigkeit außerhalb des Ortes nachgeht, ist ein aktives Gemeinschaftsleben wichtig. Hier liegt eine wesentliche Aufgabenstellung unserer zahlreichen Vereine, die mit ihren vielfältigen Aktivitäten und ihrer Offenheit gegenüber neu hinzukommenden Bürgern dazu beitragen, dass eine lebendige Dorfgemeinschaft besteht, in die sich jeder einbringen kann.
Güntersleben hat trotz aller tiefgreifenden Veränderungen in seiner inneren Struktur und in seinem äußeren Erscheinungsbild seinen dörflichen Charakter bisher erhalten können. Es muss eine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass es auch in seiner weiteren Entwicklung etwas bewahren kann vom unverwechselbaren Gesicht eines Dorfes, in dem Tradition und Fortschritt gleichermaßen ihren Platz haben.
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Das Wappen der Gemeinde Güntersleben
Die Gemeinde Güntersleben führt seit 1988 ein eigenes Wappen. Die amtliche Beschreibung lautet wie folgt:
Unter rotem Schildhaupt, darin drei silberne Spitzen, in Blau zwei schräg gekreuzte goldene Abts- bzw. Bischofsstäbe, unterlegt von einer silbernen Kette; im oberen Winkel ein silbernes Ahonblatt, im unteren eine goldene Weintraube.
Die einzelnen Elemente des Wappens nehmen Bezug auf geschichtliche Tatbestände und Besonderheiten, die für die Entwicklung von Güntersleben bestimmend waren. Der fränkische Rechen im Schildhaupt ist ein Wappenbestandteil des Hochstifts Würzburg und erinnert daran, das Güntersleben bis zur Säkularisation im Jahre 1803 unter der Territorialherrschaft des Fürstbischofs von Würzburg stand. Von den beiden gekreuzten Stäben steht der eine als Bischofsstab für den heiligen Bischof Maternus, der von alters her als Kirchenpatron verehrt wird. Der andere symbolisiert einen Abtsstab und weist damit auf das frühere Kloster St. Stephan zu Würzburg hin, das bis zu seiner Auflösung ebenfalls im Jahre 1803 bald 500 Jahre das Patronat über die Pfarrei Güntersleben hatte. Die Kette im Wappen greift die Legende auf, nach der ein Gefangener auf die Anrufung des Hl. Maternus von seinen Fesseln befreit wurde und diese zum Dank zur Kirche des Heiligen brachte. Sie erinnert damit an die Zeit, in der Güntersleben ein bedeutender Wallfahrtsort gewesen sein soll. Das Ahornblatt verweist auf den Waldreichtum und die Weintraube auf die lange Tradition des Weinbaus in Güntersleben. Die Fahne der Gemeinde besteht aus drei Längsstreifen in der Farbenfolge blau-gelb-blau mit aufgelegtem Wappen.